Thüringen

Blick von unserem Schlafplatz auf die Werra

Die vergangenen Tage waren wunderbar. Endlich hatten wir einen Platz gefunden, auf dem wir uns mal wieder einen Tag entspannen konnten.

Direkt an der Werra errichteten wir unser Zelt auf einem sehr kleinen und minimal ausgestatteten CP. Dort gab es zwar nur eine einzige Dusche mit kaltem Wasser, aber unsere schwarzen, mit Duschaufsatz versehenen Wassersäcke heizten sich in der Sonne prima auf, so dass diese, aufgehängt an einem Ast, eine wunderbare Ersatzdusche abgaben. Abends saßen wir mit einer Flasche Wein am Fluss und genossen die Ruhe und das Naturschauspiel um uns herum. Erst schwamm ein Nutria an uns vorbei, kurz danach hörten wir ein Rascheln im Gebüsch unmittelbar neben uns und konnten dort einen jungen Marder beobachten, der irgendetwas verspeiste. Plötzlich sprang ein Reh in den Fluss und so ging es den ganzen Abend. Den nächsten Tag haben wir mit Wäsche waschen, Zeitung lesen und faulenzen verbracht.

Bäume von oben nach unten zu betrachten ist ungewohnt.

Der Tag darauf begann mit dem Aufstieg in den Hainich Nationalpark. Dieser besteht überwiegend aus nur in Europa zu findenden Rotbuchen. War der Kontinent früher dominiert von diesen Bäumen, gibt es sie – als Urwald – nur noch im Hainich und im Kaukasus. Anstrengend und herrlich war die Fahrt, gekrönt von dem Besuch im Baumkronenpfad des Hainich in 45 Meter Höhe. Es war einmalig, Bäume mal nicht nur am Stamm, sondern an ihrer sonnenverwöhnten Spitze aus zu erfahren. Wir haben dort viel Zeit verbracht und daher auch nur wenig Strecke gemacht, bevor wir erneut einen Schlafplatz aufsuchen wollten. Die „Dame“ an der Anmeldung war aber derartig unfreundlich, dass wir unverrichteter Dinge kehrt machten und weitere 15 Kilometer zum nächsten CP auf uns nahmen. Von der blöden Kuh abgesehen, sind die Leute in Thüringen ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Schnell kommen wir mit ihnen ins Gespräch.

Kiki auf einer Brücke aus dem 14. Jahrhundert über der Unstrut.

Auch sonst gefällt uns Thüringen ausgesprochen gut. Die Landschaft ist sanft hügelig, in der Luft sieht man von weitem den Staub, den die Bauern mit ihren Mähdreschern aufwirbeln und die Natur erscheint intakt. So sahen wir beispielsweise vier Grünspechte beieinander auf unserem Weg sitzen, die sich erst dann zeternd erhoben, als wir schon recht nahe gekommen waren. Ein Erlebnis war die Fahrt an der Unstrut entlang, einem teilweise naturbelassenen Fluss. Dieser hatte sich im Laufe der Jahrmillionen ein Tal gegraben, in dem uns unzählige Schmetterlinge – viele davon uns bisher unbekannt – erwarteten. Links und rechts von uns steile Hänge, am Fluss selbst schattiges, üppiges Grün und mittendrin der kristallklare Fluss. An der Unstrut zu radeln war für uns eines der Highlights der gesamten Reise.

Die Unstrut

Die Nacht verbrachten wir in Weissensee auf einem weiteren CP, auf dem man aufgrund der Brandgefahr nicht einmal einen Gaskocher benutzen durfte. Glücklicherweise hatten wir für den Abend eh kaltes Essen eingeplant und entsprechend eingekauft. Die Hitze war es dann auch, die uns heute schwer zu schaffen machte. Aus Ermangelung an geeigneten Radwegen, die uns weiter in unsere Richtung bringen, haben wir daher nach 35 Kilometer Fahrt bei deutlich über 30 Grad entschieden, ein Stück mit dem Zug – von Atern nach Halle – zu überbrücken. Dort sind wir nun auf dem Gelände eines Schwimmbades, konnten dort auf einem dazugehörigen CP unser Zelt aufbauen und haben uns natürlich auch schon im Schwimmbad erfrischt. Großartig!

Blick vom Baumkronenpfad des Hainich in die Landschaft.

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