Durchs wilde Deutschland

Unser Schlafplatz auf einer Heuwiese bei Sonnenaufgang. Das Zelt haben wir nicht aufgebaut – toll war es, unter freiem Sternenhimmel zu schlafen

Drei Tage sind wir nun an kleinen Flüssen entlang gefahren, meist durch Agrarflächen, kleinen Dörfern und dichten Wäldern.

Links und rechts von uns die Berge des Odenwaldes, des Spessart, der Rhön und des hessischen Berglandes, vor uns immer mal wieder kleinere Anstiege – mal kurz und heftig, mal in harmonischem Auf und Ab. Oft hörte man – abgesehen von dem scheinbar unvermeidlichen Fahrzeugverkehr auf Autobahnen und Bundesstraßen, den man unglaublich weit hört – nur das Rauschen im Blätterwald um uns herum. So schön sich dieses abwechslungsreiche Natur-Geräusch im Wald anhörte – auf freier Fläche zeigte sich der Gegner: Drei Tage starken Wind von vorne kann genauso ermüdend und frustrierend sein, wie die Berge es bisweilen sind. Hier kam nun beides zusammen: Strammer Wind direkt ins Gesicht und etliche zu überwindende Höhenmeter. Ihr stimmt uns daher sicherlich zu, dass wir uns redlich eine Pause verdient haben. Also haben wir einen CP gesucht und auch gefunden, der uns einige Tage beherbergen sollte, bevor wir die letzten Mittelgebirge für uns – die Ausläufer des Thüringer Waldes bei Eisenach und den Hainich, ein Nationalpark mit dem größten zusammenhängenden Laubwaldbestand Deutschlands – durchqueren um dann nach 3500 Kilometern ins Flachland kommen.

Unser Nachbar auf dem tollen CP in Rotenburg a.d. Fulda

Der Platz ist toll, am Ufer der Fulda gelegen und wie für unsere Ansprüche gemacht. Was wir bei der Anreise nicht wussten ist, dass hier von Mittwoch bis Montag ein großes Fest tobt – inklusive Kirmes und was man sich sonst noch vorstellen kann. Der Festplatz liegt direkt neben dem CP. Wird also wieder nichts aus der geplanten Pause, denn Disco bis um 5 Uhr müssen wir nicht haben. Wir fahren daher weiter Richtung Eisenach und hoffen – angekommen in Thüringen – einen netten Platz zu finden.

Auf der Kirmes probt sich ein junger Mann mit seinen Kumpels in Schlagkraft.

Wir sind dann also heute weitergefahren und haben dabei die Grenze nach Thüringen überquert. Außer dem obligatorischen Schild, welches auf den ehemaligen Verlauf der Grenze hinwies, war nichts zu sehen von dem, was hier noch vor 30 Jahren war. Kurz danach erreichten wir den ersten Platz, den wir in Erwägung gezogen hatten. Grundsätzlich schön gelegen, allerdings in unmittelbarer Nachbarschaft einer ICE-Trasse und schräg unterhalb einer gigantischen Autobahnbrücke. Der Verkehrslärm schien uns dann auch nicht akzeptabel, so dass wir weiterfuhren. Jetzt sind wir auf einem CP bei Creuzburg gelandet. Hier ist es ruhig, allerdings auch nicht unser Traumplatz, da es kaum Schatten gibt und es sehr heiß ist. Wir überlegen, morgen erneut unser Glück zu versuchen um einen CP mit Wohlfühlcharakter zu finden. Da es diese scheinbar nur vereinzelt gibt, haben wir uns schon überlegt, selbst einen CP zu eröffnen. Vielleicht wäre das was für uns? Überhaupt: Die Schlafplatzsuche fällt in Deutschland sehr schwierig aus. CP’s gibt es lange nicht so viele wie in Frankreich, im Gegensatz zu Spanien, wo es fast keine CP’s gab, dafür aber viele Plätze zum „wild“ campen. Gleichzeitig ist hier alles voll mit Menschen. In Thüringen und im weiteren Verlauf unserer Reise wird sich das allerdings ändern.

Galionsfigur an Kikis Rad

Endlich wissen wir was das für kleine Käfer sind, die uns jeden Abend besuchen und alles befallen, was eine gelbe Farbe hat: Rapsglanzkäfer. Wenn wir nach dem Duschen unsere Handtücher zum Trocknen über die Räder hängen, sind sie da weil die blöden Biester unsere Handtücher für Raps halten. Ansonsten hat sich, je weiter wir uns Richtung Heimat bewegen, die Tierwelt antiproportional zur Zunahme der Autos entwickelt. Schade, aber wohl nicht zu ändern. Egal wo wir in Deutschland waren, immer haben wir Verkehr wahrgenommen. Wir merken sehr deutlich, dass Deutschland im Vergleich zu den anderen von uns bereisten Ländern viel dichter besiedelt ist.

Ein Resümee unserer Reise können wir bereits jetzt ziehen: Egal was wir künftig wo auch immer machen – es wird vermutlich nicht in Baden-Württemberg oder Bayern sein! Nachdem es uns einige Tage so beschäftigt hat und uns seit dem Erreichen von Hessen wieder mit gewohnter Freundlichkeit begegnet wird, sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass die Baden-Württemberger und insbesondere die Bayern (teilweise!) vollkommen anders ticken. Offensichtlich halten die sich für eine Art Elite und begegnen Fremden mit Ignoranz. Selbst ein hinterhergebrülltes „Grüß Gott!“ zeitigte keine Wirkung. Überall Kreuze aufhängen können sie allerdings tatsächlich besser als alle Anderen.

4 Kommentare zu „Durchs wilde Deutschland

  1. Lieber Peter, unter der Rubrik geographische Trivia: Eisenach liegt an den Ausläufern des Rennsteigs/Thüringer Walds.
    Wir wünschen euch gutes Weiterkommen, SW-Wind und hoffentlich schöne CP’s – Prädikat erholsam.

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  2. Hallo Peter, hallo Kiki,

    angesichts des schwäbischen Dialekts fällt mir tatsächlich nur wenig zur „Ehrenrettung“ von BaWü ein, aber in und aus Bayern habe ich viele freundliche, weltoffene und herzliche Menschen kennengelernt. Scheinbar seid Ihr an die Falschen geraten. Weiterhin: Gute Fahrt

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    1. Hallo Herrmann, einige Bayern waren ja auch nett, dennoch hatten wir bisher auf keiner Reise und in keiner Region Deutschlands deraetig das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Selbst die fränkischen Bayern haben sich ausdrücklich von den anderen Bayern distanziert…

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