Mentalitäten

Unterwegs in Baden-Württemberg durften wir ein weltberühmtes Gemälde bestaunen.

Wir sind zwar erst seit einigen Tagen in Deutschland unterwegs, dennoch fällt uns erneut, wie schon beim Wechsel von Spanien nach Frankreich, die andere Mentalität der Menschen hierzulande auf.

Waren die Leute in Portugal und Spanien sehr herzlich und freundlich, so nahm diese Offenheit mit dem Übergang nach Frankreich schon deutlich ab, was wir insbesondere im Straßenverkehr zu spüren bekamen, aber auch in Form einer gewissen Distanziertheit wenn wir versuchten, uns zu verständigen. Das war zwar nicht grundsätzlich der Fall, kannten wir dies von der Iberischen Halbinsel aber gar nicht. Wenn wir in Spanien offenkundig auf der Suche nach Wasser waren, kamen die Leute auf uns zu und gaben uns Wasser ohne das wir danach fragen mussten, in Frankreich nahm man uns kaum wahr. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass ich bei einer Radtour in Deutschland mal nach Leitungswasser fragte und dafür zahlen sollte. Lieber hatte ich weiter Durst…

Abgesehen davon, dass die Franzosen sich weigern, Englisch zu sprechen, bzw. erstaunlich selten überhaupt dazu in der Lage sind, hatten wir in Frankreich gefühlt deutlich weniger Kontakt zu den „Einheimischen“. Bezüglich des Beherrschens der englischen Sprache haben wir mal Google gefragt und erfahren, dass Englisch in Frankreich in etwa so verbreitet ist wie in Weißrussland oder Lettland. Hier hatten wir auch einen Amerikaner, David, kennengelernt, der mit seinem Rad sofort bremste, als wir ihn auf Englisch zurückgrüssten. Er war glücklich, sich endlich mal mit jemandem unterhalten zu können, lobte uns für unser „hervorragendes Englisch“ und lud uns nach Phoenix, Arizona ein.

Impressionen vom Rheinradweg

In Deutschland angekommen, stellt sich der Kontrast zu den Erfahrungen in Portugal und Spanien noch deutlicher dar. Hier werden wir, so kommt es uns jedenfalls bisweilen vor, häufiger als Fremdkörper wahrgenommen. Auch hier gilt das insbesondere im Verkehr, wo wir das Gefühl haben, als hätten hierzulande die Autos die Kontrolle über die Menschen übernommen. In den anderen Ländern, auch in Frankreich, wurden wir insbesondere von Kindern freudig gegrüßt. Hier nun stören wir in erster Linie, weil wir mit unseren breiten Rädern die noch viel breiteren, aber stärkeren Autos ausbremsen, oder z.B. in der Straßenbahn viel Platz beanspruchen. Offenkundig können sich die Leute nicht vorstellen, dass man einen Zentner Fahrrad nicht mal eben zur Seite heben kann.

Die „Trinkhalle“ in Baden-Baden

Gleichwohl waren die vergangenen Tage sehr nett, da wir bei lieben Leuten zu Gast sein durften und wieder viele schöne Dinge sahen. Erst in Baden-Baden, jetzt in Mühlacker. Wir lassen uns noch ein wenig verwöhnen, bevor wir uns auf die letzte große Etappe quer durch Deutschland begeben. Dabei werden wir Bundesländer erkunden, die wir bisher überhaupt noch nicht kennen – wie z.B. Baden-Württemberg und Bayern. Wenn alles gut geht, sollten wir dann in ca. drei Wochen Berlin erreicht haben. Wir haben das Gefühl, dass die Zeit wie im Fluge vergeht und dass wir immer so weiter machen könnten…